Nachhaltige Lebensmittelproduktion

Erich Windhab (ETH Zürich)

Stand der Dinge international und in der Schweiz

Die Agenda 2030 der UN setzt mit ihren 17 Nachhaltigkeits- Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG) klare Zeichen hinsichtlich eines «Nachhaltigen Lebensmittel-Systems». Insbesondere die SDG 2 und 12 adressieren dies (SDG 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern; SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen). In der Umsetzung für die industrienahe europäische Forschung im Bereich Lebensmittel wurden daraus sechs strategische Ziele abgeleitet (siehe u.a. EIT Food und Food 2030 Programme). Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 wurde ein neuer globaler Referenzrahmen geschaffen, an dem sich die nachhaltige Entwicklung der Schweiz orientiert. Eine erste Bestandsaufnahme zeigt, dass die Agenda 2030 und ihre Ziele in der Schweiz gut verankert sind, aber auch wo noch Herausforderungen liegen, um die SDG bis 2030 zu erreichen.

Konsequenzen für die Schweiz

Für die Lebensmittelforschung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die insbesondere mittels lebensmitteltechnologischer Entwicklungen voranzutreibenden SDG 2 und 12 besteht für die Schweiz Handlungsbedarf. Zentrale Herausforderungen sind: (1) Steigender Ressourcenverbrauch, der weit über den planetaren Belastbarkeitsgrenzen liegt und die Umweltbelastung in die Zulieferländer verschiebt; (2) Stickstoffbelastung und Verlust an Biodiversität durch hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Antibiotika, die noch nicht den Umweltzielen der Landwirtschaft entsprechen; (3) Fehl- und Mangelernährung, was Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit oder Herz-Kreislaufbeschwerden begünstigt, die rund 80 Prozent der Schweizer Gesundheitskosten verursachen. Die Foresight-Studie des World Food System Center an der ETH Zürich hat für die Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems massgebliche Teilaspekte identifiziert, bei denen lebensmitteltechnologische Massnahmen zur Problemlösung beitragen können:

  • Energie- und Nährstoffnutzungseffizienzen entlang der Wertschöpfungskette
  • Reduktion von Lebensmittelabfällen und Verlusten in der Wertschöpfungskette
  • nachhaltige Ernährungsgewohnheiten
  • Antibiotikaresistenz
  • Folgenabschätzung von lokaler vs. globaler Lebensmittelproduktion

Nahezu alle der rund 2200 Unternehmen der Schweizer Lebensmittelbranche (98 Prozent KMU) adressieren Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Zielsetzungen. Sie repräsentieren mit rund 62‘000 direkt Beschäftigten und jahrlich rund 25 Mrd. CHF Umsatz 5,3 Prozent des Schweizer BIP.