Drohnen in der Präzisionslandwirtschaft

Frank Liebisch (ETH Zürich)

Stand der Dinge international und in der Schweiz

Automatisierte präzise Abläufe in der Landwirtschaft werden zunehmend auch in der Schweiz nachgefragt, um Kosten zu senken und Ressourcen effizienter zu nutzen. Die Nutzung elektronischer und maschineller Hilfsmittel in Kombination zur Steigerung der landwirtschaftlichen Effizienz kann man unter dem Begriff «Precision Farming» zusammenfassen. So lassen sich oft Erträge sichern, Umsätze steigern und nachteilige Umwelteinflüsse, z. B. durch Pflanzenschutzmittelverluste, reduzieren. Diese Reduzierung wird vermehrt durch die Bevölkerung gefordert. Roboter und Drohnen werden zukünftig eine wichtige Rolle spielen, da sie für Spezialaufgaben optimiert werden und somit Arbeitseinsätze auf dem Feld zeitlich und räumlich effizienter gestalten können.

Drohnen werden heute in der Landwirtschaft meist für Monitoring und zu Applikationszwecken verwendet. Drohnenmonitoring stellt bereits heute aktuelle, hochaufgelöste Informationen und Bilder aus z. T. schlecht zugänglichen Situationen (z. B. Wiesen, Baumkronen) zur Verfügung, die vor allem für Beratung und Kartierung im Ackerbau benutzt werden. Die Rehkitzrettung mit Hilfe von Wärmebildkameras ist ein Beispiel dafür. Die Weiterverwendung von Kartenmaterial zur teilflächenspezifischen Feldbearbeitung, wie sie in benachbarten europäischen Ländern zum Teil grossflächig praktiziert wird, findet in der Schweiz hingegen noch nicht statt. Mögliche Ursachen sind sehr niedrige Düngerpreise (z.B. Stickstoff), offizielle Düngerempfehlungen ohne technologische Massnahmen zur teilflächenspezifischen Düngung oder gesetzliche Regelungen. Drohnen zum Ausbringen oder Verteilen von Agrarhilfsstoffen werden mehrheitlich im Pflanzenschutz angewendet. Ein erfolgreiches Beispiel sind die Kugeln, welche Trichogramma-Schlupfwespen enthalten und gegen den Maiszünsler eingesetzt werden, also biologische Schädlingsbekämpfung mit antagonistischen Insekten. Dies ist mittlerweile eine Standardmethode in der Schweiz und der EU und hat aufgrund der robusten Automation eine hohe Effizienzsteigerung bewirkt. Die Verteilung von flüssigen Pflanzenschutzmitteln hingegen unterliegt strengeren gesetzlichen Auflagen und ist ungleich schwieriger durchzuführen. Sie befindet sich technisch und rechtlich noch in der Entwicklungsphase. Für den Weinbau, besonders in steilen Hanglagen, gibt es aber Anwendungsentwicklungen für Drohnen in der Schweiz, die international wegweisend sind. Es ist anzunehmen, dass diese Technologien an Bedeutung gewinnen werden und auch in anderen Bereichen wie im Obst- oder Gemüsebau, aber auch für präventive Präzisionsapplikation im Ackerbau angewendet werden.

Der Standort Schweiz spielt für die Entwicklung von Drohnentechnologie weltweit eine Schlüsselrolle. Dies betrifft vor allem die Entwicklung von Sensortechnik, Drohnensteuerung und Datenverarbeitung, wo hierzulande international Standards gesetzt werden. Auch wenn die Anwendung von Drohnen in der Schweizer Landwirtschaft aktuell noch gering ist, birgt die Technologie gerade hier für die vielfältige und stark strukturierte Landwirtschaft ein hohes Potenzial. Drohnenbasierte Technologie ist oft flexibler und teilweise auch günstiger als z.B. traktorbasierte Systeme.

Konsequenzen für die Schweiz

Zur Entwicklung von Drohnentechnologie für die Landwirtschaft herrschen in der Schweiz tendenziell gute Bedingungen, da Know-how in fast allen relevanten Bereichen von Grundlagen- bis anwendungsorientierter Forschung vorhanden ist. Es gilt hier insbesondere die Vernetzung zur Praxis zu suchen, Lösungen auf den Landwirtschaftsbetrieben zu fördern und die Nutzerfreundlichkeit für die Betriebe zu verbessern. Hierfür können geeignete Instrumente der Forschungsförderung und des Technologietransfers nützlich sein. Die Integration dieser Technologien in aktuelle landwirtschaftliche Prozesse wird sich tendenziell langsam vollziehen. Im Vergleich zum Ausland sind relativ niedrige Dünger- und Rohstoffpreise und wenig an Produktionseffizienz gebundene Agrarsubventionen nachteilige Faktoren. Zudem ändert sich im Moment der gesetzliche Rahmen für die Nutzung von Drohnen. Schliesslich spielen Drohnen in der Ausbildung von Landwirtinnen und Landwirten, Beraterinnen und Beratern sowie zum Teil auch Ingenieurinnen und Ingenieuren der Agrarwissenschaften und verwandten Themen nahezu keine Rolle. Hier gilt es klare und positive Rahmenbedingungen zu schaffen und Kapazitäten aufzubauen, um in fünf bis zehn Jahren auch in der Landwirtschaft die technologische Vorreiterrolle im Bereich Drohnentechnologie einzunehmen.