Zukünftige Energiespeicherung

Thomas Justus Schmidt (PSI)

Stand der Dinge international und in der Schweiz

Zukünftige Speichertechnologien zielen auf Energiespeicher im grossen Stil, die in der Lage sind, die Diskrepanz zwischen Stromproduktion und -verbrauch saisonal auszugleichen, die durch den Umbau von fossiler und nuklearer Bandenergieversorgung hin zu fluktuierender erneuerbarer Stromversorgung entstehen kann. Aufgrund der Akzeptanz der Energiestrategie 2050 in der Schweizer Bevölkerung (Annahme des Energiegesetzes im Mai 2017 durch die Stimmbürger) ist anzunehmen, dass der beschriebene Umbau auch wirklich erfolgt und dadurch das Übertragungsnetz deutlich belasten würde, sollten bis 2030 keine neue Speichertechnologien zur Verfügung stehen.

Aktuell können die verfügbaren Kurzzeitspeichertechnologien für Wärme und Strom, z.B. Batterien, die Produktions- und Verbrauchsspitzen ausgleichen, jedoch müssen Fragen betreffend Kosten und Zuverlässigkeit geklärt werden, um die Installation von Kurzzeitspeichern attraktiver zu gestalten.

Für die Zukunft sind Langzeitspeichersysteme erforderlich, um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern und Stromkosten im Winter zu senken. Solche Speichersysteme, wie Power-to-Gas oder Druckluftspeicherkraftwerke, befinden sich in Entwicklungsstadium, werden aber für die Erreichung der Klimaziele unerlässlich sein. Diese Einschätzung trifft neben der Schweiz auch für andere Länder zu, die sich den Klimazielen verpflichtet fühlen.

Konsequenzen für die Schweiz

Es gibt Energiesystem-Szenarien, die auf Langzeitspeicher verzichten können. Allerdings stützen sich diese erstens auf ein Stromnetz in der Schweiz und den Nachbarlandern, das auf Spitzenlasten, und zweitens auf ausreichende Stromimporte aus Ländern, die auch im Winter einen Produktionsüberschuss verzeichnen, ausgelegt ist. Die starke Abhängigkeit von der Energiepolitik der Nachbarstaaten, die potenziell hohen Kosten und die Anfälligkeit eines solchen Systems stellen für die Schweiz erhebliche Risiken dar. Langfristige Speichertechnologien mindern die vorgenannten Risiken.

Es wird dringend empfohlen, die im Labormassstab bekannten Langzeitenergiespeicheroptionen weiter zu erforschen, zu bewerten und bis hin zu grosstechnischen Systemen zu entwickeln. Mit den Swiss Competence Centers for Energy Research SCCERs und anderen Förderprogrammen hat die Schweiz ein starkes Fundament gelegt, um die notwendige Technologie erfolgreich zu entwickeln. Dazu müssen die Forschungsnetzwerke intakt bleiben und weiterwachsen dürfen. In diesem Sinne ist es als kritisch zu bewerten, dass es derzeit an Geschäftsmodellen im Bereich der Langzeitspeicherung mangelt. Dadurch bleibt es schwierig, Industriepartner zu finden, die bereitwillig in langfristige Entwicklungen investieren und so die Netzwerke am Leben halten können.