Alternative Proteinquellen

Erich Windhab (ETH Zürich)

Stand der Dinge international und in der Schweiz

Neue Proteinquellen aus Insekten und Mikroalgen haben in den letzten drei bis fünf Jahren neben traditionellen Rohstoffquellen wie Getreide, Hülsenfrüchte und Wurzelknollen vermehrt an Bedeutung gewonnen. Die Bewertung der Nachhaltigkeit solcher neuen Rohstoffquellen bedarf umfassender Lebenszyklusanalysen (LCA). Diese sind allerdings erst dann sinnvoll, wenn Gewinnungs- und Verarbeitungsverfahren, detaillierte Produktcharakteristika sowie erste Reaktionen zu deren Wertschätzung durch Lebensmittelkonsumentinnen und -konsumenten vorliegen.

Parallel hat sich bei einigen konventionellen Rohstoffen, speziell bei Proteinen aus Hülsenfrüchten und Ölsamen, ein interessanter Nachhaltigkeitstrend entwickelt. Dieser basiert auf der «Flexitarier-Bewegung», die gerade in der Generation der «Millennials» zunehmend Unterstützung gewinnt. Diese ernähren sich vor allem vegetarisch oder vegan und essen nur wenig Fleisch. Deshalb erfahren texturierte Pflanzenproteine als Fleischanaloge steigendes Marktinteresse. Entsprechende Produkte, gegebenenfalls ergänzt mit Nahrungsfasern, verfügen über einen nachhaltigen ökologischen Fussabdruck und dürften künftig stärker nachgefragt werden. Hinzu kommt, dass solche Proteine vielfach auch aus Nebenströmen anderer Lebensmittelproduktionen (rück-)gewonnen werden können.

Konsequenzen für die Schweiz

Protein-Texturierungstechnologien wie Hochdruck-Nassextrusion, Multiscale 3D-Printing oder Multijet Powder Fusion dürften sich in den kommenden Jahren stark entwickeln. Für die resultierenden Produkte, die allenfalls mit nutritiv relevanten Fasern angereichert werden können, werden hohe Zuwachsraten erwartet. Die Schweiz ist forschungstechnisch gut aufgestellt, um diesen Trend erfolgreich aufzunehmen.