Blockchain als Basis für Webdienstleistungen
Stand der Dinge international und in der Schweiz
«Blockchains» sowie «Distributed Ledgers» werden oft als «Technologien» bezeichnet. Genau genommen sind es jedoch Listen von kryptografisch verbundenen Datenelementen. Die Charakteristika von Blockchains und Distributed Ledgers sind die dezentrale Datenspeicherung und Validierung mittels Konsensusmechanismen (z.B. Proof-of-Work und Proof-of-Stake), die Auditierbarkeit sowie die Persistenz. Grundsätzlich lassen sich die Formen «permissionless» (anonymer bzw. pseudonymer Benutzerkreis) und «permissioned» (bekannter, eingeschränkter Benutzerkreis) unterscheiden. Ein bislang ungelöstes Problem des Proof-of-Work-Mechanismus bei permissionless Blockchains und Distributed Ledgers ist der hohe Energieverbrauch. Alternative Konsensusmechanismen zur Validierung von Transaktionen wie etwa Proof-of-Stake befinden sich derzeit noch im Forschungsstadium. Eine über eine reine Datenstruktur hinausgehende Form sind so genannte «Smart Contracts» mit semantisch interpretierbaren bzw. softwarelesbaren Inhalten, die automatische Transaktionen auslösen können.
Verschiedene Studien schätzen das künftige Potenzial von Blockchains und Distributed Ledgers als gross bis sehr gross ein. Das World Economic Forum WEF beispielsweise errechnete in einer 2018 publizierten Studie eine weltweite Effizienzsteigerung von ca. 1 Billion USD allein für den Bereich Trade Finance. Weitere Anwendungsgebiete sind etwa Logistik (Maersk plant die Optimierung seiner Containerlogistik), Handel (IBM und Walmart entwickeln eine Lösung für die Lebensmittelsicherheit), Versicherungen (B3i entwickelt eine Smart-Contract-Lösung für Versicherungsverträge), Energiesektor (Axpo entwickelt eine Lösung für Peer-to-Peer-Energiemärkte), Verkehr (Novotrans speichert Daten zu Lagerbeständen für die Eisenbahnreparatur) oder öffentliche Verwaltung (die Niederlande entwickeln ein Grenzkontrollsystem für Passagierdaten).
Konsequenzen für die Schweiz
Die zuvor genannten Anwendungen sind auch auf die Schweiz übertragbar. Weitere Beispiele hierzulande sind Modum (Pharma Supply Chain), Swiss Prime Site (Immobilienbewirtschaftung und Vermietung) und UBS (Utility Settlement Coin, Trade Finance, etc.). Neben Effizienzsteigerungen eröffnen Blockchains und Distributed Ledgers auch eine Vielzahl neuer Geschäftsfelder. Hierzu gehören neue Dienstleistungen wie die digitale Identität, Softwareentwicklung wie neue Webservices, so genannte «distributed Apps» oder «dApps», und fachbezogene Dienste (z.B. juristische). Deren Realisierung hängt von mindestens drei kritischen Erfolgsfaktoren ab: Verfügbarkeit von Talenten und deren Ausbildung an den Hochschulen, ein gut funktionierendes Ökosystem aus Hochschulen, etablierten Akteuren und Start-ups (mit einem guten Zugang zu Risikokapital) sowie ein flexibler regulatorischer und rechtlicher Rahmen. Die Schweiz hat ein gut funktionierendes Ökosystem, jedoch bei der Ausbildung von Talenten und dem Zugang zu Risikokapital noch Nachholbedarf.