Banken? Die Zukunft gehört der FoodTech-Branche
Kaum bemerkt von der breiten Öffentlichkeit etabliert sich im Kanton Zürich eine Branche mit grossem Potenzial: Die FoodTech-Industrie. Sie findet hier einen sehr guten Nährboden.
Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat sich in der Region Zürich die FoodTech- Branche etabliert. Wird sie einmal so gross, dass sie die schwindende Bedeutung der Finanzbranche kompensieren kann?
Nun, die FoodTech-Branche hat grosses Potenzial. Damit trägt sie nicht nur zur Branchenvielfalt im Kanton Zürich bei, sondern hoffentlich auch zur Lösung der wachsenden Probleme bei der Ernährung: Heute stehen wir vor der Frage, wie wir bis ins Jahr 2050 9 Milliarden Menschen ernähren. Der Food-Technologie kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie erforscht zum Beispiel zellbasierte Proteine aus dem Labor oder wie Nebenströme genutzt werden können - das sind die oft nährstoffreichen Nebenprodukte, die bei der Nahrungsmittelproduktion anfallen.
Wie gross ist die FoodTech-Branche am Standort Zürich heute?
Innerhalb der Agro-Food-Wertschöpfungskette sind im Kanton gegen 11‘000 relevante Unternehmen aktiv. Über alle Branchen existieren im Kanton Zürich rund 120‘000 Betriebe.
Zeigt sich in der Zürcher FoodTech-Branche eine Spezialisierung auf bestimmte Technologien?
Die Bandbreite der Unternehmen ist gross und sie arbeiten mit unterschiedlichen Technologien der ganzen Wertschöpfungskette entlang - vom Anbau bis zum Verzehr von Lebensmitteln. Sie beschäftigen sich zum Beispiel mit alternativen Proteinquellen, mit Indoorfarming oder Aquakulturen. Ein Hotspot ist das Kemptthal, wo sich in der ehemaligen Maggi-Fabrik verschiedene Unternehmen angesiedelt haben und zum Beispiel pflanzenbasierte Fleischalternativen produzieren. Ein weiterer Hotspot entsteht in Wädenswil, wo die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW den «Future of Food Campus» baut.
Sind diese FoodTech-Unternehmen sozusagen planted, also hier gegründet worden, oder sind sie zugezogen?
Im Kanton Zürich sind etliche Spin-Offs aus den Hochschulen entstanden. Ganz grundsätzlich sind die Hochschulen wichtige Treiber in der Food-Tech-Branche, denn sie bieten viele Studiengänge in diesem Bereich an fördern damit auch die gesuchten Talente. Daneben arbeiten aber auch traditionelle Unternehmen an Innovationen. So sehen wir im Kanton einen tollen Mix aus jungen und etablierten Firmen. Zusätzliche Kompetenzen können unserem Wirtschaftsraum auch Unternehmen bringen, die aus dem Ausland nach Zürich kommen.
Welche Unternehmen stehen beispielhaft für die Entwicklung in der FoodTech-Branche?
Zum Beispiel das Unternehmen Planted Foods, das «Fleisch aus Pflanzen» herstellt und in diesem Jahr Platz 2 beim «Swiss Startup Awards» errungen hat. Oder ganz aktuell Nexoya, welches kürzlich den Food-Tech Award 2022 gewonnen hat; Nexoya optimiert anhand Künstlicher Intelligenz digitale Multi-Channel-Marketingkampagnen.
Und was geschieht in der übrigen Schweiz in der FoodTech-Branche?
Schweizweit sind verschiedene Organisationen, wie das Innovationsnetzwerk SwissFoodResearch oder die Westschweizer Initiative «Swiss Food & Nutrition Valley aktiv. Letztere hat 2021 zusammen mit Accenture einen Report zur Schweizer FoodTech-Branche erstellt; er zeigt auf, welches die Schlüsselakteure im FoodTech-Ökosystem sind. Diese beschäftigen sich etwa mit Precision Farming, nachhaltigen Proteinen, Recycling und Upcycling, Transparenz oder Rückverfolgbarkeit.
Bietet Zürich ein guter Nährboden für FoodTech-Unternehmen?
Ich denke ja. Insbesondere in den Städten Zürich und Winterthur besteht in der Bevölkerung ein grosses Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen. Zudem ist die Kaufkraft vergleichsweise hoch und ebenso die Bereitschaft, Neues auszuprobieren. Beste Voraussetzungen also, um neue und nachhaltige Produkte zu vertreiben. Zentral für die Unternehmen ist ausserdem, dass sie Fachkräfte finden. Hier bieten wir mit unseren ausgezeichneten Hochschulen sehr gute Voraussetzungen. Der Kanton bietet aber auch eine hohe Lebensqualität, was es den Unternehmen wiederum erleichtert, Talente hier zu halten oder hierher zu holen.
Und was tut die Standortförderung des Kantons Zürich, damit diese Unternehmen hier gedeihen?
Wir bearbeiten das Thema Food(-Tech) seit rund eineinhalb Jahren. Einer unserer strategischen Schwerpunkte ist die Innovationsförderung. Das heisst, wir möchten Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Branche weiter stärken, indem wir das Innovationsnetzwerk mit Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Fachorganisationen entlang der Wertschöpfungskette stärken und sichtbarer machen. Ein Teil unserer Arbeit besteht aus der Vernetzung der unterschiedlichen Akteure. Ein weiteres wichtiges Thema sind auch die Regulierungsfragen: Das zellbasierte Fleisch etwa, das im Labor hergestellt wird, muss schliesslich für den Verkauf zugelassen werden. Im FoodTech-Bereich geschieht so viel – wir dürfen nicht den Anschluss verlieren.