Förderprogramm Food 4.0: Projektausschreibung

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz unterstützen im Rahmen des Förderprogramms Food 4.0 innovative und wirkungsvolle Projekte, die einen Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft des Ernährungssystems Schweiz leisten. Die Projekte werden mit maximal CHF 25‘000 unterstützt. 

Es werden innovative Umsetzungsprojekte in folgenden Hauptentwicklungsbereichen unterstützt, unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen Nachhaltigkeit, Qualität und Sicherheit, Rückverfolgbarkeit sowie Konsumenteninteresse:

  • Proteintechnologie und Pflanzen- / Milchhybridprodukt Engineering
  • Präzisionsbiotechnologie / Biotrans-formation
  • Digitale Transformation des Ernährungssystems
  • Zelluläre Landwirtschaft

Weitere Informationen im Beitragsreglement.


Bewilligte Projekte 2022/2023

 

Damit die gesunde Molke vollumfänglich verwertet werden kann

Prof. Daniel Heine und Dr. Lisamaria Bracher, Berner Fachhochschule BFH

3,4 Milliarden Liter Milch geben die Schweizer Kühe jedes Jahr und fast die Hälfte davon wird zu Käse verarbeitet. Dabei fällt auch entsprechend viel Molke als Nebenprodukt an, die wertvolle Mineralstoffe und Vitamine enthält. Das Team Biokonversion und Schutzkulturen der Berner Fachhochschule um Daniel Heine und Lisamaria Bracher untersucht gemeinsam mit Agroscope Liebefeld sowie dem Jungunternehmen Lokalgenuss AG, wie diese Molke vollumfänglich für die menschliche Ernährung genutzt werden kann.

Die Molke soll mit dem natürlichen Verfahren der Milchsäurefermentation aufgewertet werden. So bleibt sie nicht nur länger haltbar, sondern erhält ebenfalls einen guten Geschmack und einen optimalen Nährwert.


Erbsen ohne ihren bohnigen Geschmack

Prof. Dr. Christoph Denkel und Dr. Christian Trindler, Berner Fachhochschule BFH

Erbsen haben sich zu einer wichtigen Proteinquelle v.a. für Fleischersatzprodukte entwickelt. Eine wesentliche Herausforderung liegt in der Kontrolle des unerwünschten, bohnigen Aromas. Ein Team um Christoph Denkel (Lebensmittelprozesstechnologie) und Christian Trindler (Aromaanalytik) untersucht, wie in der ersten Phase der Proteinextraktion die Konzentration an unerwünschten Aromamolekülen ohne Kompromittierung der Proteineigenschaften kontrolliert werden kann.


Poröse Gitterstrukturen für das Steak aus dem Labor

Simona Fehlmann, ETH Zürich und sallea

Im Labor kann man heute erst dünne Schichten von Fleisch herstellen, das hauptsächlich zu Gehacktem verarbeitet werden kann. Simona Fehlmann und ihr Team von der ETH Zürich wollen ein Gerüst weiterentwickeln, einen essbaren Schaum, an dem die Zellen zu einem dicken Stück Fleisch wachsen können. Ihr Gerüst basiert auf einem offenen Porensystem, damit sich die Nährstoffe und Muskelzellen während des Wachsens des Fleisches/Muskelgewebes besser (homogen) verteilen können.


Shrimp ohne Haken

Dr. Lukas Böcker und Dr. Severin Eder, ETH Zürich und Catchfree

Shrimps aus Pflanzen herzustellen ist eine Herausforderung – nicht nur wegen ihres Geschmacks oder ihrer Textur, sondern vor allem wegen ihrer charakteristischen Form. Das Startup Catchfree um Lukas Böcker und Severin Eder an der ETH Zürich entwickeln nun ein Verfahren, anhand dem eine Masse aus pflanzlichen Proteinen in mehreren Schritten zu Shrimps geformt werden kann. Auch andere pflanzlichen Meeresfrüchte sollen einmal auf diese Weise hergestellt werden können.

Mehr über das Projekt


Wie Pflanzen zu Glacestengeln werden

Dr. Stephan Bolliger, Cuckoo Ice Cream

Schon heute stellt die Cuckoo Produktions AG Premium Ice Cream her. Nun forschen Stephan Bolliger und sein Team an einem veganen Glace. Im Rahmen dieses Projekts möchten sie herausfinden, wie sie veganes Glace herstellen können, das nicht nur gleich schmeckt wie jenes aus tierischen Proteinen, sondern das sich auch beliebig formen lässt – etwa zu umhüllten Eisstengeln oder zu Eiscakes.


Wie können Mikroorganismen Giftstoffe von Schimmelpilzen in Getreide reduzieren?

Prof. Dr. Susanne Miescher Schwenninger, ZHAW Life Sciences und Facility Management

Weizen zählt weltweit zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln und bietet vor allem als Vollkorn einen hohen Nährwert. Aber gerade Nutzpflanzen wie Weizen werden oft von Schimmel befallen. Darunter gibt es auch Schimmelarten, die Giftstoffe, sogenannte Mykotoxine bilden. Etwa ein Viertel aller Nutzpflanzen ist davon betroffen. Im Rahmen eines früheren Forschungsprojekts konnten Susanne Miescher Schwenninger und ihr Team von der ZHAW bereits Mikroorganismen finden, die ein getreidetypisches Mykotoxin nachweislich und auf natürliche Weise reduzieren. Im aktuellen Projekt möchten sie erforschen, wie genau dies geschieht, um dadurch das Potential für eine Anwendung auf Getreide abzuschätzen.


Bewilligte Projekte 2021/2022

 

Food Chain Model für ökologische Wertschöpfungsketten und Food Waste Vermeidung 
Dr. Claudio Beretta, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Das Ziel des Projektes «Food Chain Model» ist ein Massenfluss- und Ökobilanz-Modell von Lebensmittel-Wertschöpfungsketten. Damit können Massnahmen effizienter und präziser identifiziert und priorisiert werden, welche Food Waste vermeiden und die Effizienz von Lebensmittelwertschöpfungsketten verbessern.


HybPiKäs 
Helena Stoffers, Agroscope

Das Projekt ist eine Vorstudie für einen grösseren Projektantrag, der die Nutzung pflanzlicher Proteinquellen in Kombination mit tierischen Proteinen bezüglich technologischer Machbarkeit, Nährwert, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Konsumentenakzeptanz untersucht. Im Projekt wird ein Hybridprodukt aus Kuhmilch und Lupinen auf Basis der Käseherstellungstechnologie ohne Beigabe von Zusatzstoffen fabriziert.


Innovative Bio-Valorisierung des Nebenproduktstromes Weizenkleie zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit und Endproduktqualität in der Kaltextrusion 
Prof. Dr. Nadina Müller, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Weizenkleie soll bei tiefem Wassergehalt in einer innovativen Bio-Valorisierung fermentiert werden, um Nahrungsfasern teil-abzubauen und die Farbe aufzuhellen. In einem zweiten Schritt sollen qualitativ hochwertige Teigwaren aus einer Mischung aus Hartweizen (Durum) Griess und fermentierter Weizenkleie (Zielmischung 50:50) hergestellt und mit traditionellen Teigwaren verglichen werden.

Projektposter


Minimization of astringency in plant-based milk alternatives through a two-phase drinking system 
Dr. Cédric Sax, ETH Zürich / Potiio GmbH

Adstringenz ist ein unangenehmer Beigeschmack in pflanzlichen Milchalternativen, der häufig als Gefühl der «Mundtrockenheit» beschrieben wird. Im Rahmen dieses von der potiio GmbH und der ETH Zürich initiierten Projekts soll der adstringierende Beigeschmack mit Hilfe der neuartigen Flaschentechnologie von potiio minimiert werden, die in der Lage ist, die Geschmacksmodalitäten in Getränken durch einen mechanischen Ansatz zu beeinflussen.


Regulierte Verdauung mit proteinreichen Nahrungsfasermischungen aus Nebenströmen der Getreide-, Ölsaaten, Obst und Gemüseverarbeitung in der Schweiz (ReVeN-CH) 
Dr. Kim Mishra, Vereinsbrauerei Brewdaz

Ziel ist es die Nebenströme in der Schweiz aufgrund ihrer Nahrungsfaserzusammensetzung zu charakterisieren und so zu kombinieren, dass unterschiedliche Effekte auf das Verdauungssystem erzielt werden. Die Aufwertung der Nebenströme für den menschlichen Verzehr wird durch Hochtemperatur, Hochdruck, Doppelschnecken Nassextrusion (HTD2SNEX) erzielt. Diese nutzt die texturierenden Eigenschaften von Nahrungsfaser-Protein Schmelzen, um ein homogenes, formstabiles Extrudat zu generieren, das sich für den menschlichen Verzehr eignet. 


Untersuchung der Rolle der Ernte hinsichtlich Entwicklung des «beany»-Flavors in Erbsen 
Prof. Dr. Christoph Denkel, Berner Fachhochschule BFH

«Erbsenproteinkonzentrate und -isolate finden, u.a. aufgrund ihres oft charakteristischen, bohnigen Eigenaromas, noch vergleichsweise wenige Einsatzgebiete und werden aktuell vornehmlich für die Produktion von Fleischalternativen verwendet. In unserem Projekt untersuchen wir die Entstehung ausgewählter Aromakomponenten in der frühen Phase der Prozesskette und leiten Strategien ab, um die Bildung unerwünschter Aromen möglichst stark zu reduzieren.»