Digital Trust
Christian Laux (Laux Lawyers AG)
Digital Trust (digitales Vertrauen) meint Vertrauen in digitale Produkte und Dienstleistungen. Aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer kann Vertrauen als Erwartung aufgefasst werden, dass der Anbieter auch zukünftig seinen Pflichten nachkommt. Digitales Vertrauen kann auch als die Grundannahme beschrieben werden, dass Nutzerinnen und Nutzer von einem digitalen Produkt oder einer Dienstleistung Gebrauch machen werden, weil sie davon ausgehen, dass ihnen der Gebrauch mehr nützt als schadet. Insofern ist Vertrauen – und so auch Digital Trust – nichts, über das ein Anbieter verfügt, sondern etwas, das ihm zugesprochen wird.
So sieht es heute aus
Die Praxis zeigt, dass digitales Vertrauen heute von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Eine zentrale Rolle spielen das Nutzererlebnis (User Experience), der Nutzungskomfort (Convenience), Transparenz und Integrität. Transparenz meint, dass Nutzerinnen und Nutzer erkennen können, wie Daten genutzt werden und in welchen Nutzungszusammenhängen sie stehen. Ein Anbieter gilt als integer, wenn er die Werte und Daten der Nutzerinnen und Nutzer in vorausschaubarer Weise schützt. Die Reputation des Anbieters und seine Zuverlässigkeit fliessen ebenfalls in die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit ein. Anbieter von digitalen Produkten und Dienstleistungen erhalten von ihren Nutzerinnen und Nutzern kurzfristig «digitales Vertrauen». Dieses Vertrauen kann sich langfristig verstetigen, wenn sich zeigt, dass der Anbieter mit seinen digitalen Angeboten die obengenannten Kriterien erfüllt.
Digital Trust kann mittels Umfragen erhoben oder durch die Auswertung von Daten gemessen werden. Wenn eine Person sich für die Verwendung eines Produkts entscheidet, bestätigt sie ihr digitales Vertrauen in ein Unternehmen. Wichtige Indikatoren sind etwa die Absprungrate, das Markenerlebnis oder die Bejahung der Frage: «Vertrauen Sie diesem Unternehmen?» In der Entwicklung von Digital-
Trust-Technologien bewegt sich die Schweiz im Mittelfeld: Sie ist weder Spitzenreiterin, noch ist sie sichtbar im Hintertreffen. Die gezielte Anwendung von entsprechenden Prinzipien ist erst in Ansätzen erkennbar.
Ein Blick in die Zukunft
Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass das Implementieren von Prinzipien des Digital Trusts der Entwicklung von erfolgreichen Geschäftsmodellen im Weg steht, auch wenn dies zuweilen behauptet wird. Im Gegenteil: Weitsichtige Informationsarchitekturen und Geschäftsmodelle können dafür sorgen, dass die Prinzipien des Digital Trust von Grund auf in die Architektur von digitalen Angeboten einfliessen. Dies sollte man in Zukunft bei der Planung von IT-Lösungen und -Infrastrukturen vermehrt beachten. Ist dies der Fall, entstehen keine redundanten Kosten und Digital Trust wird nicht zu einem signifikanten Kostentreiber. Gerade bei grossen Software- oder Cloudlösungen ist es schwierig, die Prinzipien des Digital Trusts nachträglich zu implementieren, was Anbieter von solchen digitalen Dienstleistungen vor Herausforderungen stellen kann.
In naher Zukunft wird es darum gehen, die Prinzipien des Digital Trusts zu verankern, sodass sie eine Selbstverständlichkeit werden. Politisch besteht die Herausforderung im Aufbau von koordinierten Datenräumen, zum Beispiel dem Swiss Data Space. Diese Datenräume schaffen die Möglichkeit, dass Daten nach klaren Regeln geteilt werden können, was Wirtschaft und Gesellschaft zugutekommen wird und neue, datengetriebene Projekte ermöglicht. Solche Datenräume müssen konsequent so aufgebaut werden, dass sie vertrauensschaffende Attribute aufweisen. Andernfalls werden sie keine Akzeptanz finden.