Kritische Metalle: Wie die Schweizer Industrie vorsorgen kann
Der Begriff «Kritische Metalle» umfasst diverse Spezialmetalle wie Indium oder Lithium, die für moderne Technologien unverzichtbar sind. Bei einigen davon besteht die Gefahr einer Versorgungsknappheit.
Ein Bericht der SATW gibt einen Überblick über die Situation in der Schweizer Industrie. Moderne Technologien in Bereichen wie Elektromobilität, Energieproduktion oder Information und Kommunikation verbrauchen immer mehr Spezialmetalle, die noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum eingesetzt wurden. Heute spielen diese Metalle wegen ihrer spezifischen Eigenschaften bei verschiedenen Anwendungen eine zentrale Rolle: Indium ist beispielsweise ein wichtiger Bestandteil für den Bau von Flachbildschirmen, Platin wird für die Herstellung von Autokatalysatoren benötigt, Tantal für die Produktion von Flugzeugturbinen oder Kondensatoren und Lithium in zunehmendem Masse für die Herstellung von Akkus.
Risiko einer Versorgungsknappheit
Diese und andere wirtschaftlich wichtige Metalle stammen üblicherweise aus dem nicht-europäischen Ausland, oft konzentriert auf wenige oder gar einzelne Herkunftsländer. Diese ausgeprägte Konzentration birgt das Risiko einer Versorgungsknappheit und bringt importierende Länder in eine wirtschaftliche Abhängigkeit. Viele dieser Metalle wurden von verschiedenen Seiten, zum Beispiel von der EU, als «kritische Rohstoffe» klassifiziert und werden häufig unter dem Begriff «kritische Metalle» zusammengefasst.
Wissen im eigenen Unternehmen oft gering
Alle Akteure sind gefragt, sich rechtzeitig mit dem Thema zu befassen und Strategien zu entwickeln, wie drohende Engpässe verhindert oder umgangen werden können. Eine Umfrage des Entwicklungsfonds Seltene Metalle ESM in der Schweizer Industrie ergab 2015 jedoch, dass das Wissen über verwendete Metalle im eigenen Unternehmen oft gering ist: Die Mehrheit der Befragten gab an, die kritischen Metalle in ihren Halbfabrikaten nur teilweise oder gar nicht zu kennen. Aber auch Unternehmen, die über dieses Basiswissen verfügen, wissen oft wenig über die genaue Struktur ihrer Lieferketten. Die meisten Firmen gaben in der Umfrage zudem an, dass kritische Rohstoffe kein Teil ihres Risikomanagements seien.
Publikation zur Situation in der Schweiz
Im April 2016 organisierten der Entwicklungsfonds Seltene Metalle ESM, MatSearch Consulting Hofmann, die Empa sowie Life Cycle Consulting Althaus mit Unterstützung der SATW einen Workshop zum Thema «Daten-Netzwerk für kritische Rohstoffe». Moderierte Diskussionsgruppen befassten sich mit dem Einfluss kritischer Rohstoffe auf den Schweizer und den europäischen Markt. Sie identifizierten Hindernisse für eine adäquate Priorisierung des Themas in Unternehmen sowie bei relevanten Akteuren und besprachen Möglichkeiten, mehr Transparenz im Bereich kritischer Rohstoffe zu schaffen.
Daraus ist die Broschüre «Kritische Metalle: Wie die Schweizer Industrie vorsorgen kann» entstanden, die einen Überblick über das Thema mit speziellem Fokus auf die Schweiz bietet.
Als grösste Herausforderung wurde nicht ein Mangel an Daten identifiziert, sondern ein unübersichtlicher Informationsfluss und fehlende Möglichkeiten für Firmen, sich individuell zu informieren sowie mangelndes Wissen über Strategien, wie mit Rohstoffknappheit umgegangen werden kann. Die grösste Herausforderung für die Schweiz und Europa besteht darin, das Bewusstsein für die Problematik der sicheren Verfügbarkeit kritischer Rohstoffe zu erhöhen.
Auskunft
Entwicklungsfonds Seltene Metalle
Geschäftsstelle
Alessandra Hool
info(at)esmfoundation.org
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