Wir trauern um Prof. Dr. René Dändliker
Wir trauern um unser Einzelmitglied und ehemaligen Präsidenten der SATW
René Dändliker
8. November 1939 – 4. Dezember 2022
Am 4. Dezember 2022 erlosch das Lebenslicht des langjährigen und aktiven SATW-Mitglieds René Dändliker, dessen Leidenschaft das ganze Leben dem Licht und den Photonen galt. Mit ihm verliert die Schweiz einen ihrer einflussreichsten Photoniker, Optikforscher und Hochschullehrer.
René schloss sein Physikstudium an der ETH Zürich 1963 ab, und von 1963-1968 doktorierte er auf dem Gebiet der angewandten Optik an der Universität Bern, wo er sich mit den damals neuen Gaslasern, nichtlinearen optischen Effekten und Resonatoren beschäftigte. Darauf zog es René ins Philips-Forschungszentrum in Eindhoven, wo er die Anwendungen von Lasern auf die Datenspeicherung mit holografischen Methoden studierte. Von 1970-1978 war René als Senior Scientist und Leiter der Gruppe für kohärente Optik am ABB-Forschungszentrum in Baden aktiv. Im Jahr 1978 wurde René als Professor für Angewandte Optik in das Institut für Mikrotechnik der Universität Neuchâtel berufen, und von
1989-2004 wirkte er auch noch gleichzeitig als Professor an der EPFL in Lausanne, wo er massgeblich am Aufbau des Instituts für Mikrotechnik beteiligt war, bis er 2004 emeritiert wurde.
René hat sich auch immer dafür eingesetzt, dass die Schweiz eine führende Rolle in der praktischen Nutzung der Photonik einnimmt. Zusammen mit Karl Knop und Ernst Mathieu hat er die nationalen Initiativen Optique I+II initiert, welche während ihrer Laufzeit von 1993-1999 zur engeren Zusammenarbeit in der schweizerischen Photonics-Community und zur Gründung von mehreren Photonik-Startups geführt hat.
René war einer der Initiatoren und Hauptantriebskräfte des Programmschwerpunkts Optik, das es einer Generation von Wissenschaftlern, die in der Optik und Photonik in der Schweiz auf beiden Seiten der Saane und auf beiden Seiten der Alpen tätig waren, ermöglichte, sich zu treffen, kennen zu lernen und zusammenzuarbeiten, wobei sie dauerhafte Verbindungen entwickelten und den Grundstein für mehrere grossartige Erfolge der heutigen Schweizer Optikindustrie legten! Als Professor an der Universität Neuenburg brachte seine Lehrtätigkeit an der EPFL zahlreiche Studenten aus dem Genferseegebiet in die Drei-Seen-Region und machte den Pol Lausanne-Neuenburg zu einem soliden Bindeglied zur Deutschschweiz. Die Schweizer Optikgemeinschaft ist ihm zu Dank verpflichtet.
Als langjähriges SATW-Mitglied hat René die SATW entscheidend geprägt – vor allem in seinen Rollen als Präsident der SATW, die er von 2005-2011 übernahm und als Präsident der CAETS (International Council of Academies of Engineering and Technological Science).
René hatte ein besonderes Talent als inspirierender Hochschul-Lehrer – sowohl an der Universität Neuchâtel, wie auch an der EPFL – und seine Vorlesungen waren bei den Student:innen sehr beliebt. Der Hörsaal war immer voll, wenn René seine klar strukturierten und anregenden Vorlesungen hielt. Tatsächlich waren seine Ausführungen so klar und anschaulich, dass sich die Studenten und Doktoranden zusammenschlossen und spontan daraus ein Skriptum machten, das dann auch gedruckt wurde.
Es war René immer ein grosses Anliegen, die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Industrie zu fördern, damit aus der Photonik-Forschung auch ökonomische Werte entstehen. Deshalb hat er zusammen mit Karl Knop und Heinz Weber die einflussreichen “Engelberg Lectures“ initiiert und organisiert, bei denen sich die Photonics-Community der Schweiz alle zwei Jahre in entspannter Atmosphäre getroffen und ausgetauscht hat. Viele Photoniker in der Schweiz mögen sich sicher noch an diese inspirierenden Events erinnern.
Aber René war mehr als nur ein ernsthafter Wissenschaftler, ein disziplinierter Forscher und eine verantwortungsbewusste akademische Führungspersönlichkeit. Was ihn für seine Studenten, Mitarbeiter und Kollegen immer besonders auszeichnete, war sein Schalk, sein Humor und seine Fähigkeit, die amüsanten Seiten des Lebens zu sehen. Diese Heiterkeit hat auf alle abgefärbt, und mit dieser Mentalität haben es die Menschen um René immer wieder gewagt, ihm ihre Zuneigung zu zeigen. Ein gutes Beispiel dafür war die wichtige Konferenz zum Thema "Photonics of Subwavelength Structures", die im Jahr 2004 im Tessin stattfand. Die Konferenz wurde als einzigartiges Treffen von Wissenschaftlern aus Japan und der Schweiz angekündigt. René, als bekannter Professor, wurde eingeladen, den Plenarvortrag zu halten. Als er ankam, war er spät dran und musste sich beeilen. Im Saal war es bereits dunkel, man konnte die anwesenden Japaner kaum erkennen. Als Mitorganisator durfte einer seiner Zöglinge, damals schon Professor an der Universität Neuchâtel, den Vortrag von René ankündigen. Kaum war der Vortrag zu Ende, ging das Licht an und da waren sie, die “Japaner“, alle seine Mitarbeiter und ehemaligen Doktoranden mit schwarzen Perücken; sie wollten mit ihrer Verkleidung ihre Hommage an den unvergleichlichen René Dändliker ausdrücken.
René war ein ungewöhnlich begabter Physiker und mitreissender Redner, der mit seinem tiefen Verständnis, seinem Wissen und seinem schalkhaften Charme seine Mitmenschen zu berühren und zu begeistern verstand.
Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Frau Annamarie und seiner Tochter Susanne.
Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW
0 comments