Künstliche Intelligenz im Alltag - zweite Dialog-Veranstaltung in Bern
Am Donnerstag, 21. November, fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe «KI in unserem Alltag» der zweite Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern sowie Fachleuten zu Anwendungen künstlicher Intelligenz statt. In Workshops wurden die Herausforderungen der Technologie aus Sicht der Teilnehmenden diskutiert.
Dr. Esther Koller, Stellvertretende Generalsekretärin der SATW und Leiterin Produktentwicklung, begrüsste die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im PROGR in Bern. Sie stellte das Gemeinschaftsprojekt mit der Stiftung Risiko-Dialog vor, das von den Akademien der Wissenschaften Schweiz unterstützt wird: Ziel ist der Dialog mit der Bevölkerung zum Thema Künstliche Intelligenz. Mittels partizipativer Workshops werden empfundene Herausforderungen und Chancen gegenüber dem Einsatz von künstlicher Intelligenz diskutiert. Ziel des Projekts ist es, Empfehlungen für die Ausgestaltung von Anwendungen zu erarbeiten, damit sich diese langfristig positiv auf unsere Gesellschaft auswirken.
Fachpersonen teilten ihre Expertise und die Teilnehmenden diskutierten engagiert
In seinem Eröffnungsreferat stellte Dr. Matthias Stürmer, Leiter der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit an der Universität Bern, seine Forschungsschwerpunkte vor und zeigte auf, wo KI eingesetzt wird und wie sie funktioniert. Dabei betonte er, dass die Technologie sowohl sinnvoll als auch unethisch eingesetzt werden kann. Um letzteres zu verhindern, sollten vermehrt Richtlinien angewendet werden. Anschliessend verteilten sich die Teilnehmenden auf drei parallele Workshops zu Anwendungsfeldern von KI - in der Medizin, personalisierten Informationen in Social Media und in Bewerbungsprozessen. Mittels eines Brainstormings teilten sie ihre Hauptassoziationen zum Einsatz von KI im jeweiligen Anwendungsbereich mit. Die so gesammelten Haltungen wurden anschliessend diskutiert und mit den Erkenntnissen aus der Veranstaltung in Zürich verglichen. In jedem Workshop teilte eine Fachperson aus den jeweiligen Bereichen anschliessend ihre Expertise mit den Teilnehmenden und stellte aktuelle KI-Anwendungen oder Forschungsprojekte vor. Anhand eines konkreten Szenarios wurden spezifische Herausforderungen sowie Chancen und Risiken aufgezeigt. Diese wurden in Kleingruppen vertieft und Empfehlungen formuliert, wie die Aspekte in den jeweiligen Anwendungen berücksichtigt werden könnten.
KI kann Ärzte bei der Entscheidungsfindung unterstützen
Im Workshop «KI in der Medizin» stellte Oberarzt PD Dr. Frédéric Zubler vom Inselspital, Universitätsspital Bern eine Forschungsarbeit vor, bei der KI zur Analyse medizinischer Daten eingesetzt wird. Bei Personen, die nach einem Herzkreislauf-Stillstand komatös in die Notfallstation eingeliefert werden, misst das Pflegepersonal unter anderem deren Hirnaktivität mittels EEG. Durch den Einsatz von KI konnte das Forschungsteam Muster in den Messkurven identifizieren, aufgrund welcher das System den weiteren Verlauf des Gesundheitszustands mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen konnte. Diese Nachvollziehbarkeit der Prognosewerte ist von grosser Bedeutung – besonders aus ethischer Sicht. Eine wesentliche Forderung der Workshop-Teilnehmenden an KI-Systeme war denn auch, dass für KI in der Medizin gleiche Zulassungskriterien gelten, wie für andere medizinische Geräte, Therapien oder Medikamente. Ausserdem fragten sie sich, inwiefern in medizinischen Berufen zusätzliche Fähigkeiten notwendig werden, um mit der Technologie umzugehen.
Nicht nur Grossunternehmen sollten vom Mehrwert profitieren
Sandrine Michelmore von Deloitte Schweiz begleitete den Workshop «KI in Bewerbungsprozessen». In Ihrer Präsenation stellt sie «Amelia» vor: Ein KI-System das Bewerberinnen und Bewerber anhand ihrer Lebensläufe selektiert, erste Gespräche führt und Termine mit Firmenmitgliedern vereinbart. Die Teilnehmenden sahen eine Herausforderung darin, die Transparenz bei der Datenverarbeitung gegenüber den Kandidatinnen und Kandidaten sicherzustellen. Auch wünschten sie sich, dass kostenintensive KI-Technologie nicht nur Grossunternehmen, sondern auch KMU zur Verfügung steht. Klare Spielregeln und Werkzeuge zur Skalierung «nach unten» fassen die Wünsche zusammen.
Dank Regulation zu mehr Transparenz
Im Workshop «KI und personalisierte Informationen in Sozialen Medien» stand Dr. Matthias Stürmer als Experte für Fragen zur Verfügung. Die Teilnehmenden formulierten ihre Empfehlungen mit Fokus auf zwei Herausforderungen: Transparenz bei der Datensammlung bzw. der KI-basierten personalisierten Informationsselektionen und Förderung des gesellschaftlichen Mehrwerts von Datenanalysen ausserhalb der üblichen Marktmechanismen. Die diskutierten Ansätze waren sehr vielseitig: AGB sollten einfacher verständlich sein, ein unabhängiges Gremium könnte Transparenz- und Deklarationsverpflichtungen überprüfen, Datenschutzgesetze müssten angepasst werden und es brauche eine Rechenschaftspflicht für Datensammelnde. Auch die Rolle der Schweiz im Europäischen und globalen Markt wurde diskutiert: Die Schweiz könnte laut den Teilnehmenden im Bereich Datenschutz eine Vorbildrolle einnehmen. Politik, Bildungsinstitutionen, Firmen und Fachgremien stünden hier gleichermassen in der Verantwortung.
Die öffentliche Debatte kommt gut an
Die Resultate der drei Arbeitsgruppen wurden abschliessend im Plenum vorgestellt. Dadurch erhielten die Anwesenden einen Überblick über alle Diskussionen und Anwendungsbereiche. Auch in dieser zweiten Durchführung von «KI im Alltag» wurde offensichtlich, dass das Thema KI interessiert und in der Bevölkerung das Bedürfnis besteht, sich dazu auszutauschen. Nach der Schlusspräsentation gab es beim Apéro die Möglichkeit, das gemeinsame Gespräch zu vertiefen. Am 26. März findet die dritte und vorerst letzte KI-Dialog-Veranstaltung im Impact Hub Lausanne statt.
Kontakt
Manuel Kugler, Leiter Schwerpunktprogramme Advanced Manufacturing und Künstliche Intelligenz, Tel. +41 44 226 50 21, manuel.kugler(at)satw.ch
Wie verstehen wir KI?
Unter dem Begriff «Künstliche Intelligenz» KI (engl. «Artificial Intelligence» AI) verstehen wir im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe Anwendungen von Computern, die selbstständig aus Daten lernen. Basierend auf diesen Erfahrungen erstellen sie in neuen Situationen Vorhersagen. Solche Computerprogramme können relativ eigenständig Probleme lösen und Entscheidungen fällen.
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