Individuelle Technik-Menüs an der TecNight Heerbrugg
Am 26. März fand die 10. TecNight der SATW statt. Alle technikbegeisterten Personen ab 12 Jahren waren herzlich willkommen und sie kamen. Die Gastgeberin, die Kantonsschule Heerbrugg, durfte sich über rund 1100 Besucherinnen und Besucher freuen.
Für Technikinteressierte war die jüngste TecNight an der Kantonsschule Heerbrugg genau richtig: 37 Referate, drei Science Talks und sieben Exponate boten vielseitige Einblicke in so diverse Themen wie Microchips, radioaktive Abfälle, Nanomaschinen, Handystrahlen, Ernährung, Sensorik und vieles mehr. Bereits 2010 hatte die Kantonsschule einen TecDay gestaltet, der sich an die Schülerinnen und Schüler gerichtet hatte. Mit der TecNight öffnete sich die Schule erstmals auch der breiteren Öffentlichkeit. «Das Echo damals war sehr positiv, weshalb wir froh sind, wieder dabei sein zu dürfen. Es sind sehr spannende und aktuelle Themen für unsere Schülerinnen und Schüler, denen wir technische Themen in diesem Umfang sonst nicht bieten können. Das Know-how und Netzwerk der SATW ist eine absolute Bereicherung für unsere Schule» sagt Judith Mark, Rektorin der Kantonsschule.
Um 17:00 Uhr standen sieben Exponate im Foyer der Schule zum Ausprobieren und Bestaunen bereit. Die Aussteller freuten sich über viele neugierige Gäste. «Die TecNight bietet genau die richtige Plattform, um unser Exponat auszustellen. Denn hier ist die Konzentration unserer Zielgruppe so gross wie sonst nirgendwo» sagt Heiko Liebherr, Experte von SPHAIR. Mit seinem Charme zog der Roboter Nao von der HTW Chur Jung und Alt gleichermassen in den Bann: Er lag, sass, spielte Fussball und liess sich an der Hand nehmen, wenn man ihm möglichst ohne Akzent befahl. Die ebenfalls von der HTW Chur ausgestellte EyeBot, die Kamera, die Gesichter erkennt, und die Hololens «virtuelle Realität» genossen grosse Aufmerksamkeit.
Wer sich auf eine virtuelle Zeitreise zum Tiefenlager für radioaktive Abfälle begeben wollte, wandte sich an das Exponat der Nagra, das den potenziell sichersten Aufbewahrungsort für radioaktive Atommüll der Zukunft vor Augen führte.
Heisse Themen bei den Science Talks
Für rege Diskussionen sorgten ab 19:00 Uhr drei Science Talks, die parallel zu den Referaten stattfanden. Drei Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Heerbrugg begleiteten jeweils die Talks und stellten gut vorbereitete Fragen an die Referierenden. Von Silvia Frey, Senior Conservation Scientist bei OceanCare, wollten sie beispielsweise wissen, was der Unterschied zwischen Mikroplastik und anderem Plastik sei. «Man ist sich nicht ganz einig, wo man bei den Grössen die Grenzen setzen soll. Die meisten sagen, dass Plastikteile mit einer Grösse von mehr als 5 Millimetern als Makroplastik gelten, kleinere Masse fallen in die Kategorie des Mikroplastiks.» Eine Frage aus dem Publikum lautete, was sie von der Müllsammelinitiative von Ocean Cleanup halte. «Die Idee ist sehr gut und innovativ. Ich hätte mir gewünscht, dass es auch funktioniert. Das ist leider nicht der Fall. Es werden Plastikabfälle bis zu 3 Metern Tiefe gereinigt. Die kleineren Tiere, die sich an der Oberfläche des Meeres treiben lassen, werden ebenfalls weggewischt. Somit auch viel biologisches Material. Mit besserer Technologie kann das Problem künftig behoben werden.»
Auf die Frage, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf unsere Arbeitsplätze hat, antwortete Patrick Berhalter, CEO von der Berhalter AG, in seinem Talk: «Ja, die Digitalisierung hat bereits jetzt viele Arbeitsplätze gekostet. Und ja, sie hat auch viele neue interessante Arbeitsplätze geschaffen. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem Weg zu noch mehr coolen Arbeitsplätzen sind.»
«Keine wissenschaftlichen Studien konnten bisher die Risiken der Handystrahlung für unsere Gesundheit belegen. Handybenutzung ist absolut unbedenklich, solange man es nicht stundenlang am Ohr trägt», so Gregor Dürrenberger von der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation. Auf die Frage, wann die Schweiz vollständig mit 5G ausgerüstet sein werde und wo er die Problematik sehe, antwortete er: «Das einzige Problem ist, dass einige neue Antennen aufgestellt werden müssen. Dies wird zu politischen Diskussionen führen und Widerstand bei der Bevölkerung hervorrufen. Obwohl mit 5G mehr Daten schneller transferiert werden, unterscheidet es sich nicht gross von 4G. Die Strahlung selbst wird eher in gewissen Regionen abnehmen, weil die Technologie effizienter geworden ist.» Seine Aussagen stiessen bei einigen Zuhörerinnen und Zuhörern auf Kritik: «Seine Aussagen sind sehr einseitig, die Gegenstimme fehlt leider» sagte beispielsweise die Primarlehrerin Andrea Lensen.
Die Qual der Wahl
Das reichhaltige Angebot an Referaten war für die Besucherinnen und Besucher spannend und herausfordernd zugleich: «Ich hätte gerne mehr Referate besucht. Die Zeit dafür war leider zu knapp. Ich stand vor der Qual der Wahl und musste mich für drei Referate entscheiden. Es wäre wünschenswert, dass die TecNight länger dauern würde» sagte Pensionskassenberater Hanspeter Jäckli am Ende der Veranstaltung. Er kam mit der Erwartung zu erfahren, wohin uns die Technikreise führt, und war von den Inhalten der Referate sehr positiv überrascht. Auch Maryann Schütz, Regulatory Specialist, bedauerte die zu knappe Zeit: «Die Referate waren sehr spannend und ich habe viel dazugelernt. Der Abend war leider zu kurz, um weitere interessante Referate zu besuchen.»
An der TecNight kamen neben Themen aus dem Alltag auch junge Technologien nicht zu kurz. So zeigte Thomas Sauter-Servaes in seinem Referat «Carquake: Das grosse Beben im Mobilitätsmarkt» den Zuschauerinnen und Zuschauern auf, wie der Mobilitätsmarkt der Zukunft aussehen wird. Dank Digitalisierung hat sich der Konkurrenzkampf längst von der Produktion und Entwicklung neuer Fahrzeuge auf die Verwaltung und Kombination bestehender Mobilitätsangebote verschoben. Künftig werden wir per App nicht nur ein SBB-Ticket lösen, sondern ein Sharing-Velo vom Startort zum nächsten Bahnhof, ein Ticket von dort zum zielnächsten Bahnhof, ein Sharing-Auto ab dort zur nächstgelegenen Sharingstation und von dort einen E-Scooter bis zum Reiseziel – alles aus einer Hand. Wer in diesem gigantischen Markt die Nase vorn haben wird, wird sich zeigen. Martin Popp, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachstelle Sensorik an der ZHAW, zeigte seinem Publikum die Leistung und das Funktionsprinzip von Time-of-Flight (TOF-Technologie). «Diese Sensoren ermöglichen einem Fahrzeug das Erkennen von Objekten in einer Entfernung bis zu 300 Metern», so Popp.
Am Ende der TecNight konnten Besucherinnen und Besucher ihre Begeisterung kaum verbergen: «Sehr informativ, spannend. Habe neue Sachen gelernt», so Mia Hofer, Schülerin der Kantonsschule. «Eine tolle Veranstaltung mit neuen Anregungen. Der Abend war für mich sehr lehrreich. Ich bin einfach nur begeistert» sagte Herr Sägewitz, ein ehemaliger Chemiker.
Auskunft
Günseli Ünlü, Communications Manager Nachwuchsförderung, guenseli.uenlue(at)satw.ch
TecDays – Die TecDays sind eine Initiative der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) und wurden 2007 erstmals an der Kantonsschule Limmattal getestet. Seither wurden sie an rund 70 weiteren Gymnasien und in allen Landesteilen erfolgreich durchgeführt. Mit den TecDays unterstützt die SATW die vom Bund lancierten Bestrebungen, bei den Jugendlichen mehr Interesse für Technik und Informatik zu wecken.
TecNights – Die TecNights sind Abendveranstaltungen an Gymnasien, zu denen die Schülerinnen und Schüler, deren Familie, Lehrpersonen sowie alle Interessierten aus der Region eingeladen sind. An der TecNight können die Gäste in faszinierende Technikwelten eintauchen. Seit 2010 wurden die TecNights in 10 Gymnasien durchgeführt.
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